So grausam kann Fußball sein: VfB Hallbergmoos kassiert in Karlsfeld späten Ausgleich
Die Landesliga-Fußballer des VfB Hallbergmoos haben in Karlsfeld dominiert – und in der Nachspielzeit das 1:1 kassiert.
– Der Fußball ist nicht immer gerecht – und manchmal besonders gnadenlos: Die Kicker des VfB Hallbergmoos dominierten am Samstag den TSV Eintracht Karlsfeld 92 Minuten lang und kassierten mit dem ersten Schuss des Tabellenführers aufs Tor den Treffer zum 1:1 (0:0)-Endstand. Wie schon im Hinspiel war Hallbergmoos besser – und Karlsfeld punktete, ohne zu wissen, wie man das geschafft hat.
Alles begann erst einmal, wie Topspiele eigentlich immer beginnen: Die Mannschaften beschnupperten und beäugten sich, das Ganze glich einem gemütlichen Kennenlernen. Damit war es auch relativ logisch, dass es zur Pause 0:0 stand. Keiner wollte die taktischen Fesseln lockern.
Spitzenreiter Karlsfeld enttäuschte offensiv über weite Strecken, der Tabellenzweite Hallbergmoos war nur phasenweise gefährlicher. Simon Werner schoss einmal in aussichtsreicher Position zu zentral auf den Keeper (20.), und in der kurzen Drangperiode wehrten Torwart und Pfosten in Gemeinschaftsarbeit einen frechen Kostorz-Freistoß von der Außenbahn ab. Ansonsten kam der VfB meist nicht über gute Ansätze hinaus.
Karlsfeld wackelt, Hallbergmoos verpasst die FührungMit den Einwechslungen von Fabian Diranko und Daniel Bauer zeigte VfB-Trainer Gedi Sugzda, dass ihm ein Unentschieden viel zu wenig ist. Und bei einer Riesen-Chance in der 56. Spielminute hätten die beiden Joker beinahe gestochen: Nach einer Bauer-Hereingabe und einem Karlsfelder Querschläger im eigenen Strafraum hätten Kaan Aygün und Diranko bei drei Schussversuchen das Tor einfach machen müssen.
Die Hausherren wackelten an diesem Tag in der Defensive. Die sich häufenden Fehler bauten die Hallberger Kicker immer mehr auf – und dem VfB-Treffer in der 68. Minute gingen erneut verpasste Klärungschancen voraus. Die Ausführung war allerdings große Klasse, als Diranko im Strafraum herrlich dribbelte und mit Karlsfelds Angst vor einem Elfmeter spielte, bevor seine butterweiche Hereingabe den Kopf des zuvor lange Zeit glücklos agierenden Simon Werner fand (68.).
Die bärenstarken Hallbergmooser ließen nicht ein halbes Prozent nach, kontrollierten die Partie und waren dem zweiten Treffer näher als die Gastgeber dem ersten. In der 82. Minute knallte Daniel Bauer den Ball aus extrem spitzem Winkel an den Pfosten, als alle auf eine Flanke analog zum ersten Tor warteten. In dieser Phase des Spiels verpassten es die Gäste aus Hallbergmoos, für die Vorentscheidung zu sorgen.
Und so folgte in der Nachspielzeit – eigentlich wie aus dem Nichts – die sportliche Katastrophe. Christoph Mömkes dribbelte sich auf der offensiven Außenbahn fest, die Platzherren schlugen den Ball mit purer Verzweiflung nach vorne. Am Strafraum prallten der Stürmer und Torwart Ferdi Kozel zusammen, woraufhin ein anderer Angreifer den Ball ins Tor schob. Der Schütze war der frühe Kammerberger und Freisinger Kicker Martin Schön. Der Ausgleichstreffer war zudem der erste ernsthafte Schuss auf den Hallbergmooser Kasten, in dem sich Kozel zuerst langweilte und dann in der Nachspielzeit mit Knieschmerzen ausgewechselt werden musste.
Bis zum Schlusspfiff in Minute 96 wurde es noch richtig wild, weil Karlsfeld und Hallbergmoos Bock auf das Siegtor hatten – und so ganz nebenbei Andreas Kostorz wegen wiederholten Foulspiels mit Gelb-Rot vom Platz musste. Es blieb jedoch bei der gefühlten 1:1-Niederlage des VfB Hallbergmoos, der fast alles richtig gemacht und am Ende dennoch die große Chance verpasst hatte, auf drei Punkte an den Spitzenreiter heranzurücken.
Stimmen zum Spiel: „Den ersten Platz geben wir noch nicht auf"Gedi Sugzda (Trainer des VfB Hallbergmoos): „Mit Ausnahme der ersten 20 Minuten hatten wir in einem schwierigen Spiel mehr Ballbesitz. Wir hätten den Sieg verdient gehabt, aber dann kam dieses Déjà-vu zum Hinspiel mit dem Ausgleich in der Nachspielzeit. Bis zur 90. Minute hatte Karlsfeld doch keine Chance. Das Tor war korrekt erzielt, das Ergebnis ist mehr als bitter. Aber das war nur ein Spiel – und meine Jungs wissen genau, was sie draufhaben."
Dennis Hammerl (VfB-Kapitän): „Dieses 1:1 fühlt sich für uns an wie eine Niederlage. Wir waren 90 Minuten lang die bessere Mannschaft und haben dann diesen einen Fehler gemacht. Die Dummheit wurde bestraft. Den ersten Platz geben wir noch nicht auf, weil noch elf Spiele anstehen."
Quelle: Freisinger Tagblatt 21.9.2020/Autor Nico Bauer