"Dorfklub" Hankofen-Hailing enteilt der Konkurrenz

Wer hätte das gedacht? Einsam dreht die SpVgg Hankofen-Hailing zur Winterpause in der Bayernliga Süd ihre Kreise an der Tabellenspitze. Nach jeweils 21 (von insgesamt 36) absolvierten Partien beträgt der Vorsprung des souveränen Spitzenreiters auf den ersten Verfolger SV Kirchanschöring bereits elf Punkte. Seit der Saison 2012/2013 ist der "Dorfklub" aus dem niederbayerischen Landkreis Straubing-Bogen durchgängig in der Süd-Staffel der Bayernliga vertreten, mischt jetzt aber erstmals ganz oben mit. Die bisher beste Platzierung war der sechste Platz in der Saison 2013/2014. Aktuell erscheint der erstmalige Sprung in die Regionalliga Bayern schon zur Winterpause greifbar nah.

Damit lässt die SpVgg den einen oder anderen Kontrahenten im Rennen um die Meisterschaft und damit den direkten Aufstieg deutlich hinter sich. Dazu gehören etwa die vor Saisonbeginn deutlich höher eingeschätzten SV Donaustauf (Platz vier), der TSV 1882 Landsberg (Sechster) oder auch Türkspor Augsburg (Rang zehn). Am nächsten dran ist neben dem SV Kirchanschöring noch die punktgleiche U 21-Mannschaft des Zweitligisten FC Ingolstadt 04 auf dem dritten Tabellenplatz. Die "Jungschanzer" wären allerdings nur dann aufstiegsberechtigt, wenn die FCI-Profis den Klassenverbleib in der 2. Bundesliga schaffen. Sie rangieren aktuell jedoch am Tabellenende.

VfR Garching mit Fehlstart und Aufholjagd

Hinter den eigenen Erwartungen zurück blieb mit Rang 13 auch Regionalliga-Absteiger VfR Garching, obwohl es im Endspurt vor der Winterpause wieder wesentlich besser lief. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit nur drei Punkten aus den ersten neun Begegnungen kam der Münchner Vorstadtklub immer besser ins Rollen. Dabei könnte auch der "frische Wind" an der Seitenlinie eine Rolle gespielt haben. Die Amtszeit von Benjamin Flicker als Cheftrainer und Sportlicher Leiter endete vorzeitig. Für ihn übernahm sein vorheriger Assistent Nico Basta. Es folgte nur noch eine Niederlage aus sechs Spielen (vier Siege, ein Unentschieden) unter der Leitung von Basta. Als Belohnung darf der VfR zumindest auf einem Nichtabstiegsplatz überwintern. Von der Gefahrenzone trennt die Garchinger allerdings nur ein Zähler.

Neben Garching durfte die Bayernliga Süd vor Saisonbeginn mit den beiden Aufsteigern VfB Hallbergmoos und FC Gundelfingen zwei weitere Neulinge begrüßen. Während der FCG bereits in der Saison 2016/2017 einen kurzen "Abstecher" in die Süd-Staffel gemacht hatte, ist Hallbergmoos zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in der fünfthöchsten deutschen Spielklasse am Ball.

Hallbergmoos und Gundelfingen in der Gefahrenzone

Besonders Gundelfingen hatte einen beachtlichen Start in die neue Spielzeit erwischt. Nach dem 6. Spieltag stand für die Mannschaft von FCG-Trainer Martin Weng mit elf Punkten auf dem Konto der vierte Platz zu Buche. Es folgte jedoch ein längerer Negativtrend mit 14 Spielen ohne Sieg (drei Punkte). Erst in den letzten beiden Partien des Jahres fand Gundelfingen wieder in die Erfolgsspur, belegt jedoch zur Winterpause einen Platz in der Gefahrenzone, müsste nach aktuellem Stand in die Relegation gegen den Abstieg.

Gleiches gilt für den VfB Hallbergmoos, bei dem jedoch von Beginn an deutlich wurde, dass es nach einem Fehlstart mit vier Auftaktniederlagen und mit nur einem Sieg während der gesamten Hinserie allein um den Klassenverbleib gehen würde. Als das Ziel mehr und mehr in Gefahr geriet, zogen die Verantwortlichen nach 17 Spielen die Reißleine und trennten sich von Trainer Gediminas Sugzda.

Interimsweise übernahm „Co" Peter Beierkuhnlein für die letzten fünf Begegnungen das Ruder, holte mit dem Team zuletzt drei Siege in Folge und verließ mit jetzt 18 Punkten zumindest die direkten Abstiegsplätze, auf denen der SV Pullach und der TSV Schwabmünchen (je 17 Zähler) überwintern müssen. Ab dem neuen Jahr sollen es in Hallbergmoos gleich drei Neue richten: Matthias Strohmaier, Alban Zinsou und Florian Brachtel sollen als Trainer-Trio den Klassenverbleib mit dem VfB sichern.

Weitere Fakten der Bayernliga Süd bis zur Winterpause:

Zu Hause ungeschlagen: Gleich zwei Teams haben es in der laufenden Spielzeit geschafft, vor heimischer Kulisse ungeschlagen zu bleiben: Die SpVgg Hankofen-Hailing und die U 21 des SSV Jahn Regensburg. Die Bilanz des Spitzenreiters fällt allerdings deutlich besser aus. In zehn Begegnungen auf eigenem Platz holte der Ligaprimus neun Siege und ein Unentschieden. Die Regensburger setzten sich sechsmal durch, mussten sich aber auch fünfmal mit einem Punkt zufriedengeben. Zwischen den beiden Klubs rangiert der SV Donaustauf an zweiter Stelle. Für die SVD gab es vor heimischer Kulisse zwar eine Niederlage. Dennoch bringt es Donaustauf auf 27 Zähler, ein Punkt weniger als Hankofen-Hailing (allerdings auch zwei Heimspiele mehr auf dem Konto).

Ingolstadt punktet lieber auswärts: Wenn es darum geht, welcher Klub am ehesten die Gastgeber ärgern kann, stößt man schnell auf die U 21 des FC Ingolstadt 04. In elf Duellen in der Fremde holte der FCI nicht weniger als 24 Punkte. Das ist der Bestwert in der Süd-Staffel. Zum Vergleich: Vor eigenem Publikum sammelten die Ingolstädter bei ebenfalls elf Begegnungen "nur" 16 Zähler. Tabellenführer SpVgg Hankofen-Hailing kommt auf 23 Auswärtspunkte.

Drei Tore im Schnitt: Die Klubs in der Bayernliga Süd haben es in dieser Saison bislang ordentlich "klingeln" lassen. In 206 absolvierten Spielen fielen 605 Tore. Das macht einen Schnitt von 2,93 Toren pro Spiel. Die besten "Ballermänner" stellt aber nicht Ligaprimus SpVgg Hankorfen-Hailing (43 Treffer), sondern der SV Donaustauf. 47 Tore steuerten die Spieler des SVD in der laufenden Spielzeit bei. Am seltensten durften sich die Spieler der abstiegsbedrohten FC Gundelfingen und TSV Schwabmünchen über einen Torerfolg freuen. In jeweils 22 Begegnungen brachten die FCG- und TSV-Kicker lediglich 22-mal den Ball im gegnerischen Tor unter.

Lermer liefert: Der Erfolg der SpVgg Hankofen-Hailing ist auch eng mit einem Namen verbunden: Tobias Lermer. Dabei ist der 26-Jährige nicht einmal ein gelernter Stoßstürmer. Als offensiver Flügelspieler traf Lermer dennoch schon 17-mal in den gegnerischen Kasten, führt damit souverän die Torschützenliste ein. Auch sein Teamkollege Andreas Wagner (elf Tore) muss sich in der Rangliste nicht verstecken. Gemeinsam bringt es das Duo also auf 28 Treffer, ist damit an rund zwei Drittel aller 43 SpVgg-Tore verantwortlich. Zwischen den beiden Torjägern vom Spitzenreiter dürfen sich allerdings auch Achim Speiser (TSV 1874 Kottern/13 Saisontreffer), Manuel Omelanowsky (SV Kirchanschöring) und Florian Schmid (FC Deisenhofen/beide zwölf) noch Hoffnungen auf die Torjägerkrone in der Süd-Staffel machen.

Sechs Gegentore weniger: Die SpVgg Hankofen-Hailing stellt nicht nur die zweitbeste Offensive hinter dem SV Donaustauf. Auch in der Abwehr stehen die Niederbayern sehr sicher. Lediglich 17-mal musste Schlussmann Sebastian Maier den Ball aus dem eigenen Netz holen. In neun der 21 Begegnungen hielt der 26-Jährige seinen Kasten sauber. Einen derartigen Wert können die Konkurrenten nicht vorweisen. Auf dem zweiten Platz der besten Defensiven sind die U 21 des FC Ingolstadt 04, der TSV 1882 Landsberg und der FC Ismaning mit jeweils 23 Gegentoren zu finden. Den ungeliebten Titel „Schießbude der Liga" trägt Aufsteiger VfB Hallbergmoos mit 52 Gegentoren nach 21 Partien.

Hungrige „Löwen": Am 9. Spieltag zeigte sich die U 21 des TSV 1860 München besonders torhungrig. Die jungen „Löwen" gewannen ihr Heimspiel gegen den VfB Hallbergmoos 7:1. Valdrin Konjuhi steuerte dabei einen Dreierpack für seine Mannschaft bei. Zum höchsten Sieg der Geschichte in der Bayernliga Süd reicht das Ergebnis aber bei weitem nicht aus. In der Saison 2014/2015 hatte der TSV Rain am Lech sein Auswärtsspiel bei der zweiten Mannschaft der SpVgg Unterhaching 11:0 gewonnen. Bis blieb dieser Erfolg unerreicht.

„Hurra, Hurra, das ganze Dorf ist da!": So oder so ähnlich könnte es bei Heimspielen der SpVgg Hankofen-Hailing klingen. Die beiden Gemeinden im Osten Bayerns in der Nähe zur tschechischen und zur österreichischen Grenze bringen es gemeinsam auf rund 600 Einwohner. Bei den Heimspielen des Tabellenführers waren jedoch im Schnitt 700 Zuschauer vor Ort. Die Begegnungen gegen den SV Pullach (2:1) und gegen die U 21 des FC Ingolstadt 04 (3:0) waren wegen der aktuellen Maßnahmen rund um Corona-Pandemie mit jeweils 1.000 Besuchern sogar ausverkauft.

Gewitter "rettet" Garching: Im Fußball hat es bereits oft kuriose Geschichten gegeben. Eine davon ist, wie ein Gewitter dem Regionalliga Bayern-Absteiger VfR Garching drei Punkte rettete. Gleich zum Saisonauftakt am 1. Spieltag gastierte der SV Kirchanschöring beim VfR. Beim Stand von 0:1 aus Sicht von Garching zog nach etwa einer Stunde Spielzeit ein starkes Gewitter auf, das scheinbar nicht enden wollte. Die Folge: Die Partie musste abgebrochen und vom Bayerischen Fußball-Verband (BFV) komplett neu angesetzt werden. Im zweiten Anlauf - rund fast zwei Monate später - setzten sich dann die Hausherren vom VfR Garching deutlich 6:0 durch und bescherten dem Titelanwärter aus Kirchanschöring damit einen herben Dämpfer.

Serientäter: Zu Beginn der neuen Spielzeit hatte es lange Zeit danach ausgesehen, als wäre der SV Kirchanschöring nicht zu bezwingen. Aus den ersten 13 Spielen holte der SVK sieben Siege und sechs Unentschieden. Erst Ende September - im Wiederholungsspiel vom 1. Spieltag - gab es für die Schwarz-Gelben beim VfR Garching (0:6) die erste Niederlage. Immerhin neunmal in Folge ungeschlagen blieben die SpVgg Hankofen-Hailing, der SV Donaustauf und der TSV 1882 Landsberg. Aktuell ist der Spitzenreiter aus Hankofen-Hailing auch die "Mannschaft der Stunde". Seit sieben Begegnungen hat die Mannschaft von Trainerduo Heribert Ketterl und Tobias Beck keine Punkte mehr abgegeben. Das ist die längste Siegesserie der Saison und könnte im neuen Jahr noch ausgebaut werden. Am längsten sieglos (14 Spiele) blieb der FC Gundelfingen, je 13-mal hintereinander konnten der SV Pullach und der TSV 1880 Wasserburg nicht gewinnen. Pullach und Wasserburg gingen außerdem - genau wie der VfB Hallbergmoos - sechsmal in Folge als Verlierer vom Platz und legten damit die längste Serie ohne Punkte hin.

Trainerwechsel: Fünf Vereine entschieden sich bis zur Winterpause für "frischen Wind" an der Seitenlinie. Bereits nach sechs Spieltagen zog der SV Donaustauf bei Faruk Maloku die Reißleine. Der 43-jährige, der erst vor Saisonbeginn beim SVD angeheuert hatte, war damit lediglich einen Monat und 17 Tage im Amt. Ab dem neuen Jahr betreut Maloku den ASV Cham in der Nord-Staffel. Beim TSV Schwabmünchen wurde Paolo Maiolo nach fast vierjähriger Amtszeit nach 13. Saisonspiel freigestellt. Ein regelrechtes" Trainerbeben" gab es nach dem 16. Spieltag. Niki Wiedmann (TSV 1880 Wasserburg), Benjamin Flicker (VfR Garching) und Gediminas Sugzda (VfB Hallbergmoos) verloren innerhalb weniger Tage ihre Trainerjobs. Sugzda, der auch Co-Trainer der litauischen Nationalmannschaft ist, wurde inzwischen beim Bezirksligisten SC Baldham-Vaterstetten vorgestellt.

Kein Team ohne Platzverweis: In dieser Saison ist kein Team von einem Platzverweis verschont geblieben. Bei jeder Mannschaft musste bereits mindestens ein Spieler den Platz vorzeitig verlassen. Am fairsten blieb dabei allerdings der TSV 1880 Wasserburg mit 38 Gelben Karten (Bestwert) und einmal „Gelb-Rot". Vom FC Ismaning wurden dagegen gleich sieben Spieler (fünfmal „Gelb-Rot", zweimal „Rot") vorzeitig zum Duschen geschickt. Außerdem wurden FCI-Spieler 76-mal verwarnt. Das macht einen Schnitt von 3,45 Gelben Karten pro Spiel.

Ausstehende Nachholpartien: Von einer großen "Absagenflut" ist die Bayernliga Süd bislang verschont geblieben. Einzig die Begegnung zwischen Spitzenreiter SpVgg Hankofen-Hailing und dem TSV 1880 Wasserburg vom 23. Spieltag konnte bis zur vorzeitigen Einstellung des Spielbetriebs Ende November nicht ausgetragen werden. Bis dahin waren sämtliche Begegnungen regulär über die Bühne gegangen. Fortgesetzt wird die Meisterschaft nach aktuellem Stand mit dem 24. Spieltag am 18./19./20. Februar 2022.


Quelle: BFV/mspw

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