Gedi Sugzda: „Wir versuchen, aus wenig viel zu machen“

Gedi Sugzda steht vor seinem Debüt als Co-Trainer der litauischen Nationalmannschaft. Im Interview verrät er die Ziele und wie er zu dem Job gekommen ist.

Hallbergmoos – Im bayerischen Amateurfußball läuft auf absehbare Zeit nichts. Doch für den Hallbergmooser Chefcoach Gediminas Sugzda wird's diese Woche ernst: Für den neuen Co-Trainer des litauischen Nationalteams stehen am Mittwoch ein Testspiel im Kosovo und danach in der WM-Qualifikation zwei Kracher in der Schweiz (Sonntag) sowie zu Hause gegen Italien (31. März) auf dem Programm. Der 52-Jährige geht diese Herausforderungen mit Stolz an.

Herr Sugzda, wie groß ist die Vorfreude auf den nächsten internationalen Einsatz nach Ihrem bisher einzigen Länderspiel im Jahr 1998 als Aktiver?

Ich verspüre tatsächlich eine große Vorfreude, weil ich hier wegen der Corona-Pandemie meine Arbeit als Trainer im Amateurbereich nicht nachgehen kann. Jetzt freue ich mich wieder auf Fußball.

Bei der Heimat-Nationalmannschaft dürfte sicher noch mehr Herzblut dabei sein als bei irgendeinem Auswahlteam.

Mit Sicherheit. Ich kenne dort viele Leute und treffe nun Personen, die ich lange nicht mehr gesehen habe. Mehr geht nicht, als für das eigene Land tätig zu sein.

Wie kam es denn zu diesem Engagement als Co-Trainer von Valdas Urbonas?

Ich habe von ihm einen Anruf bekommen – und wir haben dabei alles besprochen. Danach haben mich noch vom Verband der Präsident sowie der Generalsekretär angerufen. Wir haben schnell alles klar gemacht.

Woher kennen Sie Ihren neuen Cheftrainer?

Wir hatten im Jugendfußballbereich bereits einige Berührungspunkte und eine Idee mit der Münchner Fußballschule, bei der ich beschäftigt bin. Wir wollten auch ein litauisches Jugendfußball-Projekt starten. Wir kennen uns schon seit Jugendzeiten und haben im Nachwuchsbereich zusammengespielt. In den vergangenen vier Jahren ist der Kontakt wieder intensiver geworden.

Jahn Regensburg hat mit Markus Palionis einen
litauischen Nationalspieler. Haben Sie Partien von ihm angeschaut und dem Trainer davon berichtet?

Nein, das nicht. Ich habe ihm zum Job gratuliert und zu Siegen. Der Posten des Nationaltrainers ist in Litauen ein sehr undankbarer Job, weil die Erwartung hoch ist, die Qualität aber eben nicht so hoch. Litauen ist halt auch ein kleines Land. Wir haben eher bescheidene Ziele.

Aber Sie sind kein Mensch, der schon vor dem Spiel aufgibt. Mit welchen Zielen fahren Sie zu den drei Länderspielen?

Ich bin neu dabei und muss erst einmal alles kennenlernen. Bisher habe ich mir auf Videos jeden Spieler angeschaut und gesehen, was er auf dem Platz macht. Das war meine Hausaufgabe. Ich habe mir auch die gegnerischen Akteure sehr genau angesehen und weiß daher einiges über uns und die anderen Mannschaften.

Wie schauen Sie sich die Spieler an?

Wir haben Zugang zu einem Internetportal, auf dem man sich jeden Profispieler aus Europa anschauen kann. Da habe ich alle Optionen und kann alles sehen, was ich brauche.

Sugzda:. Das Ziel ist es Vorletzter in der Qualifikation zu werden

Sie haben in der WM-Qualifikation schwere Gegner. Gleich zum Auftakt geht es in die Schweiz und anschließend gegen Italien. Was ist da Ihr Ziel?

Das realistische Ziel lautet, Vorletzter in der Gruppe zu werden.

Also vor Nordirland?

Oder vor Bulgarien. Italien und die Schweiz spielen Platz eins in der Gruppe aus.

In solchen Qualifikationsspielen gibt es immer
wieder Underdogs, die sich hinten reinstellen
und den Großen das Leben schwer machen. Ist das auch Ihr Plan?

Anders geht es ja nicht. Wir hoffen natürlich auch, dass man uns etwas unterschätzt. Wir haben uns taktisch natürlich schon etwas überlegt. Jetzt schauen wir, in welchem Zustand die Jungs von ihren Vereinen kommen, und dann versuchen wir, aus wenig viel zu machen.

Bei den Spielen des VfB Hallbergmoos betont jeder Gegner, wie stark Ihr Team ist. Wie können diese Erfahrungen helfen?

Taktisch wird das nun eine ganz andere Geschichte. Beim VfB habe ich immer sehr offensiv spielen lassen. Wir haben eine Dreierkette, spielen ein 3-4-3- oder 3-5-2-System. Bei der litauischen Nationalmannschaft agieren wir mit einer Viererkette und überlegen uns, wie wir die Mitte dicht machen können. Wir werden dann nicht ein System durchspielen und auf den Gegner reagieren müssen. Die bessere Mannschaft spielt, wie sie will – und wir müssen reagieren. Hier kann ich als Assistenztrainer vielleicht helfen. Es ist im Spiel auch meine Aufgabe, taktisch mitzuüberlegen.

Was ist Ihr persönliches Ziel in den Spielen? Haben Sie den Traum, gegen die Topfavoriten einen Punkt zu holen?

Mein erster Wunsch ist, dass mein COVID-Test negativ ausfällt. Ich war ein Jahr nicht krank und hoffe schon, dass das alles gut geht. Zunächst werden wir im Testspiel gegen den Kosovo einige Systeme ausprobieren. Die Ziele kann man nicht in einzelnen Punkten formulieren. Wir wollen die Jungs weiterentwickeln und an die Nations League von 2020 anknüpfen, denn da haben wir uns tapfer geschlagen. Wir wollen aus den von überall her kommenden Spielern eine echte Mannschaft bilden. Wir haben ein homogenes Team ohne Star oder Möchtegern-Star. Die Spieler wollen sich auch zeigen und hoffen, vielleicht von größeren Vereinen entdeckt zu werden. Und wir wollen natürlich eine Truppe auf den Platz schicken, die 90 Minuten lang ackert.

Interview: Nico Bauer Quelle : Freisinger Tagblatt 22.3.2021

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