Anna Klug vom VfB Hallbergmoos hat sich dem Ehrenamt verschrieben – in der Praxis und in der Theorie: Sie machte das Ehrenamt zum Thema ihrer Bachelorarbeit.
Hallbergmoos – Anna Klug (39) ist für eine Funktionärin noch jung an Jahren, aber dennoch bereits seit knapp zwei Jahrzehnten beim VfB Hallbergmoos-Goldach ehrenamtlich tätig – und das nicht nur in der Volleyball-Abteilung, sondern mittlerweile auch beim Hauptverein. Sie widmet einen Großteil der Freizeit „ihrem" Verein und absolvierte zuletzt noch nebenher einen Online-Studiengang, der auch das Ehrenamtliche in der Gesellschaft zum Inhalt hat.
Frau Klug, Sie sind jetzt seit fast 20 Jahren beim VfB tätig. Welche Posten haben Sie schon ausgeübt beziehungsweise üben Sie derzeit aus?
Ich kam, über die Spielerin der Jugend-Mixed-Mannschaft mit zirka 15 Jahren, zur Übungsleiterin und Trainerin der weiblichen Jugend, anschließend übernahm ich dann den Posten des Jugendwarts. 2010 wurde ich zur stellvertretenden Abteilungsleiterin der Volleyball-Abteilung gewählt. Beim Frauenteam wurde ich Mannschaftskapitänin – eine Stellung, die ich bis heute innehabe. 2015 wurde ich Volleyball-Abteilungsleiterin – und 2018 hat man mich gefragt, ob ich nicht auch im Hauptverein ein Amt übernehmen möchte. Zu diesem Zeitpunkt war der 1. und 2. Vorstandsposten vakant. Mir war wichtig, meine Volleyball-Sparte weiterhin führen zu können, und ich freute mich außerdem auf die neuen Aufgaben im Gesamtverein als 2. Vorsitzende. Zeitgleich machte ich den Online-Studiengang „Management von Non-Profit-Organisationen" – sehr passend zum Vereinsleben.
Welche Beweggründe sind ausschlaggebend dafür, dass Sie sich beim VfB Hallbergmoos ehrenamtlich betätigen?
Ich bin seit Kindesalter mit dem Verein verwurzelt, fühle mich dort heimisch. Volleyball ist nicht nur ein Hobby für mich, sondern gehört bereits zu meinem Leben dazu, es ist einfach meine Leidenschaft. Mir macht es außerordentlich Spaß, mich einzubringen, mit Menschen zusammenzuarbeiten und mich zu engagieren. Den Job im Hauptverein anzunehmen, war zudem eine menschliche Entscheidung – das Team, mit dem man hier als Vorstand zusammenarbeitet, war für mich ausschlaggebend, den Posten anzunehmen. Mit Michaela Reitmeyer als 3. Vorsitzende sind wir ein sehr gutes Team, das jedoch noch Verstärkung benötigt.
Welche Rolle spielt für Sie das ehrenamtliche Engagement in unserer Gesellschaft, speziell auch im Sport?
Ohne Ehrenamt ist eine NPO, eine Non-Profit-Organisation, meines Erachtens nicht möglich. Ohne die unbezahlten Arbeiten von Ehrenamtlichen kann keine gemeinnützige Organisation bestehen. Sport ist ein elementarer Bestandteil der Gesellschaft, gerade dieser Bereich wird überwiegend von Ehrenamtlichen getragen. Genauso stellt sich das beim VfB Hallbergmoos dar. Die Anzahl der Ehrenamtlichen, die in ihrer Freizeit und ohne monetäre Gegenleistung aus eigenem Interesse ihre Arbeitsleistung, Unterstützung und Hilfe in vielfältiger Weise anbieten, ist für den Verein unerlässlich. Gerade deshalb müssen Würdigung und Wertschätzung der einzelnen freiwillig Engagierten immer an vorderster Stelle stehen. Die gesellschaftliche Anerkennung muss nicht nur durch Preisverleihungen und Ehrenamtskarten Ausdruck finden, sondern muss mit einem Umdenken in den Köpfen einhergehen. Denn am Ende ist es nicht das Ehrenamt, das wir betrachten müssen, sondern den Menschen, der es ausführt, mit all seinen Facetten und seiner Einzigartigkeit.
Wie viel Zeit investieren Sie im Monat für Ihre ehrenamtliche Tätigkeit?
Schon ganz schön viel – im Schnitt zirka 40 bis 50 Stunden, je nach Jahreszeit und Organisationsaufwand, stellenweise auch mehr. Neben Berufsleben und Ehrenamt bleibt aber auch noch ein bisschen Zeit fürs Privatleben.
Lohnt sich Ihr ehrenamtliches Engagement für Sie in irgendeiner Weise?
Ich würde sagen, dass es sich auf jeden Fall lohnt. Der Kontakt mit den Menschen, vor allem mit den Kindern und Jugendlichen, zu sehen, dass sich was entwickelt, dass die Arbeit Früchte trägt. Wenn die Kids dann das Gelernte im Volleyball umsetzen und ihre ersten Erfahrungen machen, aber auch die einzelnen Bereiche und Abteilungen wachsen und gedeihen, dann bereitet mir das viel Freude.
Können Sie sich vorstellen, sich auch in anderen Bereichen außerhalb des Sports zu engagieren?
Generell würde ich niemals nie sagen. Derzeit würde ich allerdings wohl eher im Sportbereich beim VfB meine Tätigkeiten ausweiten, als mich woanders einzubringen. Aber man weiß ja nie.
Sie haben im Rahmen Ihres Studiums eine Abschlussarbeit mit dem Titel „Motive und Erwartungen an das soziale Ehrenamt" verfasst. Stammte die Idee dazu von Ihnen oder von einem Professor?
Die Idee für das Thema meiner Bachelorarbeit kam von mir. Im Rahmen meines Studiums konnte ich mich hier frei entfalten. Verbands- oder Vereinsarbeit sowie auch Themen aus dem Sozialbereich schwebten mir vor. Ich wollte zudem etwas Nützliches machen – eine Studie, von der man Informationen im Nachhinein nutzen kann. Also entschied ich mich für eine empirische Untersuchung zum Thema „Ehrenamt im Verein" – schließlich konnte ich daraus viele Erkenntnisse für die Vereinsarbeit ziehen.
Kennen Sie andere Untersuchungen zum Thema Ehrenamt?
Ich konnte einige andere Arbeiten im Netz finden. Mein Hauptaugenmerk lag jedoch auf dem Freiwilligensurvey des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das seit 1999 telefonische Erhebungen zum Thema „Freiwilliges Engagement" in Deutschland macht.
Wie haben Sie die Befragung durchgeführt?
Ich habe schriftliche, quantitative Umfragen der Mitglieder ab 14 Jahren unseres Sportvereins gemacht. Befragt wurden sowohl Ehrenamtliche als auch Mitglieder ohne Funktion. Über E-Mails habe ich 838 Personen – das entspricht 39,3 Prozent des Vereins – angeschrieben. Zusätzlich habe ich noch 120 Umfragen auf dem Postweg durchgeführt – mit Rückantwort-Kuvert und Briefmarke. Diese Post ging vor allem an ältere Mitglieder ohne E-Mail-Kontakt. Rückmeldung erhielt ich von 319 Leuten.
Wie war das Feedback?
Eigentlich habe ich nur positive Rückmeldungen erhalten. Gründungsmitglieder und andere, die ich angeschrieben hatte, haben mir sogar für meinen Einsatz und das große Engagement gedankt und mir viel Erfolg gewünscht.
Welche persönlichen Schlussfolgerungen haben Sie aus den Ergebnissen Ihrer Arbeit gezogen?
Die freiwillige Tätigkeit muss vor allem Spaß machen – jedoch möchte der Ehrenamtliche bei seiner Arbeit auch etwas für das Gemeinwohl tun und sich für andere Menschen einsetzen. Die Erwartungen und Ansprüche beider Seiten sind im Bereich der ehrenamtlichen Arbeit sehr ernst zu nehmen. Sie können durch Transparenz und offenen Umgang nicht nur im Sportverein für ein gestärktes und erfolgreiches Miteinander sorgen. Wir müssen uns also gut um die Ehrenamtlichen kümmern – Wertschätzung ist hier ein Zauberwort. Denn wenn es unser Ziel ist, freiwillig Engagierte für den Verein zu gewinnen, sie möglichst lange an ihn zu binden und die Attraktivität der Tätigkeit zu erhöhen, sollte darauf geachtet werden, die Bedürfnisse der Ehrenamtlichen wahrzunehmen.
Quelle: Freisinger Tagblatt 9.2.21 Autor: Peter Spanrad